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#ungefiltert

#ungefiltert

 
Hier teilen Kinder und Jugendliche und neu auch deren Eltern ihre Gedanken mit uns und lassen uns an ihren Freuden und Sorgen, ihrer Sicht der Welt und vielem mehr teilhaben.

 

Ungefiltert. Tauchen Sie heute in die Welt einer Mutter eines Mädchens mit Autismus ein:

Unsere 10 jährige Tochter hat die Diagnose Autismus. Der Autismus hat bei ihr eine hohe Ausprägung, obwohl man es ihr überhaupt nicht ansieht. Sie hat gelernt, sich anzupassen und unsichtbar zu sein. Immer wieder kommt sie eine Verweigerungshaltung, an schlechten Tagen kann sie deswegen die Schule nicht besuchen. Ausraster und Weinkrämpfe kommen nur zuhause vor, deshalb hat man uns lange nicht geglaubt und das Problem bei uns Eltern gesehen.

Seit drei Jahren geht sie in eine Privatschule, von uns Eltern finanziert. Mittlerweile braucht sie auch dort in der kleinen Klasse (max. 15 Kinder von der 3.-5. Klasse) eine persönliche Assistenz. Auch diese müssen wir Eltern größtenteils selber finanzieren.Unser Kind fällt überall durch die Maschen.

Von der IV erhalten wir keinen Assistenzbeitrag weil sie keine Regelklasse besucht und wäre sie in einer Sonderschule, hätte sie keine persönliche Assistenz zur Verfügung. Gemäss neuestem SPD-Bericht sollte sie in eine Sonderschule ca. 30 Minuten von uns entfernt wechseln, obwohl sie in der jetzigen Privatschule wunderbare Fortschritte macht und gut integriert ist (hier wird Inklusion gelebt). Der Transport in die Sonderschule indessen wäre unklar, es wäre anscheinend unüblich, dass die Kinder nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können. Im Gespräch mit der Sonderschule hat man uns zudem gesagt, dass sie bereits Bedenken hätten, unserer Tochter gerecht zu werden. Das Schulhaus ist sehr gross, die Kinder unheimlich laut und Schlägereien sind an der Tagesordnung. Weiter gäbe es viele Zimmerwechsel, Lehrerwechsel, etc.

Gemäß unserer Erfahrung mit unserem Kind und dem Wissen über Autismus können wir sagen, dass dies alles nicht funktionieren würde. Unsere Tochter hatte bereits die 1. Regelklasse nach 2 Monaten komplett verweigert (leider hatten wir damals noch keine Diagnose und wir als Eltern wurden für unfähig gehalten, unser Kind zur Schule zu bringen). Sie wurde zusehends depressiv und hatte stündliche Schreiattacken nachts. Dann haben wir (als wir keine gangbare Lösung von der Regelschule erhalten haben) uns selber nach einer geeigneten Beschulungsmöglichkeit umgesehen. In einer kleinen, übersichtlichen Privatschule bei uns in der Nähe wurden wir glücklicherweise fündig. Zum Schutz unseres Kindes haben wir die Sonderschule deshalb ablehnen müssen, obwohl es für andere Kinder wahrscheinlich eine super Lösung gewesen wäre. Leider möchte unsere Schulgemeinde die wunderbar funktionierende, kleine Privatschule mit super Fachkenntnissen im Umgang mit Autismus nicht finanzieren, obwohl es dort (sogar mit persönlicher Assistenz) ca. 2/3 günstiger kommt. Wir sind nun seit 3 Jahren im Rechtsstreit und ich setze mich auch politisch dafür ein, dass in diesen Ausnahmefällen auch eine Privatschule (wenn sie denn geeignet und auch bereit ist, ein Sonderschulkind aufzunehmen) finanziert werden kann. Antrieb dazu bekomme ich von den tollen Fortschritten meiner Tochter, durch die Inklusion in der Privatschule kann sie mittlerweile Sachen, von denen ich nie geglaubt habe, dass es gehen würde (z.B. beim Einkaufen selber bezahlen oder sogar eine Nacht im Klassenlager übernachten).

Dafür sind wir unglaublich dankbar!