Fachkräftemangel

Der Mangel an qualifizierten Fachpersonen gehört zu den drängendsten Problemen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Fehlt es an genügend gut ausgebildetem Personal, gerät die Qualität der Betreuung unter Druck. Das wirkt sich spürbar auf die Belastung der bestehenden Teams aus – und letztlich auch auf das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen.

Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf Kinder und Jugendliche aus?

Wenn Fachpersonen fehlen, leiden auch Kinder und Jugendliche. Instabile Bezugspersonen, hohe Fluktuation und Zeitmangel beeinträchtigen Beziehungsarbeit und Partizipation. Viele junge Menschen erleben dadurch Unsicherheit, mangelndes Vertrauen – oder werden gar nicht erst aufgenommen, weil Einrichtungen keine Kapazitäten haben.

In einigen Kantonen kommt es bereits zu Heimschliessungen oder – besonders gravierend – zu Unterbringungen in Gefängnissen mangels geeigneter Plätze. Diese Entwicklungen widersprechen klar dem Kindeswohl und der UN-Kinderrechtskonvention.

Wo müssen Politik, Verwaltung und Institutionen ansetzen, um die Versorgung zu sichern?

Die Nationale Fachkommission von Integras hat zentrale Ursachen des Fachkräftemangels identifiziert – darunter strukturelle Überforderung, fehlende politische Unterstützung, zu niedrige Löhne und Ausbildungswege, die nicht genügend auf die komplexen Anforderungen vorbereiten.

Es braucht kantonale und nationale Strategien – mit klaren Zuständigkeiten, ausreichender Finanzierung und neuen Wegen in der Zusammenarbeit zwischen Behörden, Ausbildner*innen und Trägerschaften. Der Schutz von Kindern darf nicht vom Zufall abhängen.

Was braucht es, damit Fachpersonen langfristig im Beruf bleiben?

Unattraktive Arbeitszeiten, hoher Druck, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten – viele Fachpersonen steigen frühzeitig aus oder wechseln das Berufsfeld. Besonders für Menschen mit Familie oder gesundheitlichen Belastungen ist der Spagat oft zu gross.

Studien zeigen: Gute Arbeitsbedingungen, echte Mitgestaltungsmöglichkeiten und passende Aus- und Weiterbildungen sind entscheidend. Es braucht zudem flexible Arbeitsmodelle und gezielte Gesundheitsförderung – nicht nur für das Personal, sondern auch im Interesse der Kinder.

Welche Lösungen gibt es – heute schon?

Trotz der Herausforderungen gibt es vielversprechende Ansätze:

  • Institutionen wie das Foyer de Salvan setzen auf kleine, modulare Strukturen und investieren in Neuorientierung von Pädagogik und Führung.
  • Innovative Führungskräfte denken Personalgewinnung neu – mit Offenheit für vielfältige Lebensläufe, niedrigschwellige Zugänge und individuelle Entwicklung.
  • Forschung, wie die Studie von SAVOIRSOCIAL & SASSA an der Integras aktiv mitwirkte, liefert belastbare Daten für gezielte Massnahmen.

Der Wandel ist spürbar – und birgt auch Chancen: Für eine neue Qualität der Betreuung, für mehr Vielfalt im Beruf und für eine nachhaltige Stärkung des gesamten Systems.

Inspirierende Beispiele & Forschung: Tagung Brunnen 2022
 

Mehr zur Studie von SAVOIRSOCIAL & SASSA

THEMA Fachmagazin 01/2024

Unser Fachmagazin THEMA beleuchtet den Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe – mit Einblicken in Ursachen, Herausforderungen und Lösungsansätze. Integras hat dazu mit Expert*innen aus Praxis, Politik und Forschung gesprochen und zeigt Wege auf, wie trotz Personalmangel Qualität gesichert werden kann.