Schulleitungen: Zentrale Akteure für den Erfolg inklusiver Schulen
Schulleitungen stehen neu im Fokus der inklusiven Schulforschung. Sie nehmen in der Schulentwicklung Richtung Inklusion ein eindrückliches Spektrum an Aufgaben wahr und haben dadurch deutlichen Einfluss auf das Gelingen der inklusiven Schule. Dabei haben sie vor allem zwei Herausforderungen zu bewältigen: Einerseits fehlen ausgebildete heilpädagogische Fachpersonen mit entsprechendem sonderpädagogischem Knowhow, weiter stehen kaum Instrumente zur Verfügung, die Schulleitungen im Führen der Teamentwicklung Richtung Inklusion unterstützen.
Dass Schulführung ein zentraler Faktor für erfolgreiche Schulen ist, zeigen empirische Befunde aus der Schulqualitäts- und Schuleffektivitätsforschung. Für die Führung inklusiver Prozesse wird dies analog angenommen, inklusive Schulentwicklung wird sogar explizit als zentrale Aufgabe von Schulleitungen beschrieben. Das ist auch aus Sicht der Praxis so.
Wie das Forschungsprojekt Schulentwicklung Richtung Inklusion: Anforderungen an Schulleitende der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik zeigt, haben Schulleitungen ein grosses Spektrum an Aufgaben in Bezug auf Inklusion zu bewältigen: Sie gestalten inklusive Strukturen indem sie Ressourcen steuern, Organisationsmodelle implementieren und evaluieren, aber auch Verantwortung übernehmen für Rollen – und Zielklärungen in der Umsetzung der Inklusion. Durch ihre Aufgaben in politischen Gremien und Fachgruppen haben sie gegen aussen Einflussmöglichkeiten beispielsweise auf Schullaufbahnentscheide und Ressourcenzuweisungen, gegen innen verhandeln sie beispielsweise in Konfliktsituationen zwischen beteiligten Anspruchsgruppen. Im Bereich Personalmanagement stehen sie vor der Herausforderung, dass die in den Konzepten vorgesehenen Fachpersonen in der Praxis nicht zur Verfügung stehen. Zusätzlich können Sie diesen Fachpersonen teilweise keine Pensensicherheit bieten, was sich wiederum auf die Personalrekrutierung auswirkt. Kritisch an dieser Situation ist, dass das sonderpädagogische Wissen an Schulen so nicht sichergestellt ist und der Schule entsprechend nicht zur Verfügung steht. Eine weitere Diskrepanz zwischen sonderpädagogischen Konzepten und Praxisrealität besteht darin, dass Konzepte die inklusive Schule bereits voraussetzen, Schulleitungen jedoch vor der Herausforderung stehen, Kollegium und Schulgemeinschaft im Paradigmenwechsel hin zur Inklusiven Schule zu führen. Hierzu stehen ihnen bis anhin kaum unterstützende Instrumente zur Verfügung.
Esther Albertin, Dozentin Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik (links)
Meike Wolters-Kohler, Dozentin Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik (rechts)
Weiterführende Links
23.11.2019: Tagung «Schule leiten inklusiv!»
Forschungsprojekt «Schulentwicklung Richtung Inklusion»
Im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis. In BILDUNG SCHWEIZ, 2/19