Tagung Sonderpädagogik 2024
Netzwerke stärken, inklusive Bildung ermöglichen – Eine Lösung in Zeiten des Fachkräftemangels?
20. März 2024 in der Eventfabrik in Bern
Die Sonderpädagogik steht vor komplexen Herausforderungen: Es sind immer spezifischere Fachkenntnisse notwendig, während die Palette an Unterstützungsmassnahmen breiter wird. Die multiprofessionelle Zusammenarbeit ist intensiv und anspruchsvoll. Der anhaltende Fachkräftemangel verschärft die Thematik zusehends. Erkenntnisse aus Forschung und Praxis zeigen: Die Vernetzung verschiedenster Player wird zum zentralen Faktor bei der Problemlösung. Denn Netzwerkarbeit ist ein innovativer und vielversprechender Ansatz – insbesondere in der Konfrontation mit dem Fachkräftemangel.
An der Tagung Sonderpädagogik machen wir uns auf die Suche nach nachhaltigen Lösungen: Wir fragen uns, inwiefern Netzwerke unterstützen, und lernen Ansätze zum Aufbau solcher Strukturen kennen. Fachleute präsentieren Beispiele und geben konkrete Impulse für die praktische Umsetzung. Die Frage, wie qualitativ hochwertige Arbeit auf dem Boden der Realität des Fachkräftemangels sichergestellt werden kann, begleitet uns durch den Tag. Wir stellen das Wohl von Kindern und Jugendlichen ins Zentrum: Junge Menschen dürfen auch unter herausfordernden Umständen nicht unverschuldet zu Leidtragenden werden.
Es erwarten Sie spannende Referate und Workshops – geführt von Expert*innen in eigener Sache, von Fachpersonen mit und ohne Behinderungen aus der Wissenschaft, der Praxis und aus Bildungsinstitutionen.
Referate und Resultate aus den Workshops
Netz-Werken: inklusiv, freudvoll und empowernd! – Maren Schreier – Präsentation
Systemische Hindernisse überwinden – Saphir Ben Dakon – Präsentation
Netzwerke stärken, inklusive Bildung ermöglichen. Eine Lösung in Zeiten des Fachkräftemangels? – Grégory Tschopp – Präsentation
Im Netzwerk gemeinsam weiterkommen – Jörg Berger – Präsentation
Macht Not wirklich erfinderisch? Schulische Inklusion im Spannungsfeld des Fachkräftemangels – Romain Lanners – Präsentation
Tagung Sonderpädagogik 2023
Türöffner und Fallen in Bildungsgeschichten: Durch biografische Erzählungen das eigene Bewusstsein schärfen
Mittwoch, 10. Mai 2023, Eventfabrik Bern, Fabrikhalle 12, Fabrikstrasse 12, 3012 Bern
Die Arbeit im sonderpädagogischen Umfeld bedingt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gegenüber sowie Verständnis für die Situation und die Bedürfnisse des Menschen mit einer Beeinträchtigung. Aufmerksam zuhörend tauchen wir an dieser Tagung in erzählte Lebensgeschichten ein. Wir machen uns gemeinsam auf die Suche nach wegweisenden Momenten in Biografien. Entdecken wir Muster? Was hat – vielleicht auch unerwartet – Türen geöffnet? Woher kam in schwierigen Momenten Kraft? Welche Steine, Fallen und Hindernisse erschwerten den Weg?
Aus der Überzeugung heraus, dass sonderpädagogische Fachpersonen das Leben von Menschen mit einer Beeinträchtigung stark mitgestalten, schärfen wir unser Bewusstsein neu. Denn: Gesetzte Schwerpunkte in der Bildungs- und Förderplanung, Fördersettings und Schullaufbahnentscheide prägen ganze Biografien. Gefällte Entscheidungen haben eine direkte Auswirkung auf Lebensverläufe von Kindern und Jugendlichen. Auch die Strukturen, in denen Schule stattfindet, beeinflussen Biografien wesentlich. Sie können Türen öffnen oder behindernd wirken, Brüche in Schullaufbahnen fördern oder verhindern.
Ziel der Tagung ist es einerseits, wegweisende Momente in Bildungsgeschichten frühzeitig erkennen zu können. Anderseits soll die eigene Haltung durch das Gehörte reflektiert werden. Dadurch können Menschen mit einer Beeinträchtigung achtsamer und bewusster begleitet werden. Das berufliche Selbstverständnis wird geschärft und weiterentwickelt.
Referate
Biografische Fähigkeiten und narrative Identität – eine Co-Evolution
Katja Vanini De Carlo – Referat
Weichen stellen – Selbstbestimmung bei wichtigen Entscheiden ermöglichen
Judith Adler – Referat
Tagung Sonderpädagogik 2022
Inklusive Bildungslandschaften –
«Eine Schule für alle», das heisst für mich …
Mittwoch, 6. April 2022, Hotel Bern, Bern
Anmeldeschluss: 16. März 2022
Alle reden darüber: Die Schule soll inklusiv(er) werden. Aber was bedeutet das? Was verstehen die verschiedenen Akteure unter Inklusion? Was denken Eltern und Schüler*innen dazu? Und: Wie könnten solche inklusiven Bildungslandschaften konkret aussehen?
An unserer Fachtagung nähern wir uns diesen Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln, tragen mögliche «Landkarten» von imaginierter und gelebter Inklusion zusammen und verdichten sie zu einer gemeinsamen Momentaufnahme – welche im Verlaufe des Tages für Sie gezeichnet wird.
Referate
Gedanken zum Einstieg – Georg Feuser – Referat – Thesen
Wie wird mein Kind in der Schule aufgenommen? – Manuel Candio, Marie-France Uroz – Referat M. Candio – Referat M.-F. Uroz
Auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes eingehen – Dora Kunz, Fanny Morax
Ausser-gewöhnlich – der Blick der Sonderschulen – Brigitte Portmann, Grégory Tschopp – Referat
Mein Leben zwischen Sonder- und Regelschule – Jonathan Ravindran, Hansruedi Bischofberger – Referat
Eine philosophisch-literarische Annäherung ans Thema – Alexandre Jollien
Bildungslandschaften – Concetta Scarfò – Referat – Bibliographie
Ein inklusive Volksschule als Win-win-Situation – Peter Lienhard – Referat
Einblicke in die verschiedenen Landschafts-Skizzen – Margrit Egger – Zeichnungsnotizen
Tagungskosten
(inklusive Tagungsunterlagen, Stehlunch und Getränke)
Kollektivmitglieder Integras: | CHF 220 |
Einzelmitglieder Integras: | CHF 290 |
Mitglieder CLACESO, VSLCH: | CHF 220 |
Studenten, Betroffene: | CHF 100 |
Nicht-Mitglieder / übrige Teilnehmer: | CHF 350 |
Tagung Sonderpädagogik 2021
Schnittstelle Sonderschulung und Psychiatrie – Zwischen Bildung und Gesundheit
24. März 2021, Online-Tagung ZOOM
Aufgrund der aktuellen Pandemie-Entwicklung wird die Tagung virtuell durchgeführt.
Schülerinnen und Schüler in der Sonderschulung mit Anspruch auf verstärkte Massnahmen haben nicht nur einen besonderen Bildungsbedarf, teilweise kommen auch psychische oder Verhaltensstörungen dazu, wie beispielsweise affektive Störungen, Angststörungen oder auch Persönlichkeitsstörungen.
Was tun, wenn ein 5-jähriger bereits suizidale Tendenzen zeigt und das Essen verweigert oder Jugendliche im Autistischen Spektrum mit sehr herausfordernden Verhaltensweisen die Sonderpädagogik an ihre Grenzen stossen lassen? Dann sind psychiatrische Kompetenzen und Massnahmen gefragt.
Wenn Sonderschulung und Psychiatrie zum Wohle eines Kindes oder Jugendlichen zusammentreffen entstehen neue Schnittstellen. Wann zeichnet sich ein psychiatrischer Bedarf in der Schule ab? Wie und von wem können zuverlässige Diagnosen erstellt werden? Ab wann sieht sich die Psychiatrie als indiziert? Und ab wann wird das Feld der Schule für die Psychiatrie zum Handlungsfeld? Oft besteht die Schwierigkeit darin festzustellen, in welches Fachgebiet die Anliegen der Kinder oder Jugendlichen fallen.
Referate
Begrüssung – Franziska Roth – Referat
Psychische Störungen bei intellektueller Beeinträchtigung. Interdisziplinäre Kooperation aus sonderpädagogischer Sicht – Lars Mohr und Eva Ruchti – Referat
Kooperationen, Kontroversen und Wettbewerb der Disziplinen rund um die Entstehung der Sonderschulung – Joëlle Droux – Referat
Wie können Kinderpsychiater*innen und Pädagog*innen erfolgreich zusammenarbeiten? – Ronnie Gundelfinger – Referat
Manchmal geht es nicht ohne die Psychiatrie. Die Therapeutische Wohnschulgruppe TWSG der Stiftung Bühl – Markus Betschart – Referat – Konzept TWSG
Hilfe, gibt es einen Psychiater in der Institution? Das Foyer de Salvan – Olivier Mottier – Referat 1 Referat 2
Lernen an der Klinikschule: Wirkfaktoren & Ausblick. Klinikschule KJP Bern – Rahel Bucher –
Referat
Tagung Sonderpädagogik 2019
Lebendige Schule – gemeinsam unterwegs zur Inklusion. Nationale Standards, Gedanken und Beispiele
3. April 2019, Kongresshaus Biel
Schülerinnen und Schüler, die besondere Formen der Betreuung brauchen, auf besondere Art lernen, werden Regelklassen zugeteilt und fordern das Schulpersonal heraus. Neue Unterrichtsformen müssen gesucht und gefunden, heilpädagogisches Fachwissen unterschiedlichster Art muss einbezogen werden. Wie muss eine Schule aussehen, die diesen Herausforderungen gerecht wird?
Da bisher keine schweizweit etablierten handlungsleitenden Qualitätsrichtlinien oder Standards für eine inklusive Schule existieren, hat Integras die Arbeit aufgenommen, um diese Lücke zu schliessen und nationale Standards für eine inklusive Schule mit Empfehlungen zur Qualitätssicherung erarbeitet. An dieser Tagung wollen wir mit Ihnen eine Standortbestimmung wagen. Diskutieren Sie mit!
Die von Integras erarbeiteten nationalen Fachstandards:
Standards inklusive Schule
Referate
Warum Standards in einer inklusiven Perspektive der heutigen Schule? Cédric Blanc
Referat UNESCO 2017: Guide pour assurer l’inclusion
Down-Syndrom und Regelschulabschluss? Das geht! Carina Kühne
Referat
Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind gross zu ziehen! Ein multidisziplinäres Lehrerteam für eine gelungene Inklusion. Alexandre Uroz
Referat Video
Inklusive Volksschule – ja, wenn ... Spannungsfelder, Bedingungen und Chancen aus Schulleitersicht. Bernard Gertsch
Referat
Integration und Inklusion der Schülerinnen und Schüler. Wie der Schulbezirk von Val-de-Ruz seine Arbeit organisiert. Fabrice Sourget
Referat
Gemeinsam einzigartig. Vom alltäglichen Umgang mit Vielfalt in der Schule Luthern. Imelda Ehrenbolger-Kammermann, Michelle Wüthrich
Referat
Kantonale Ansätze in der Volksschule. Grundlagen, Umsetzungsbeispiele, Herausforderungen und Perspektiven. Olga Meier
Referat
Die Entwicklung einer integrationsfähigen Schule. Wo steht die Schweiz im internationalen Vergleich? Gérard Bless
Referat
Tagung Sonderpädagogik 2018
Herausforderung Schule! Innovative Beispiele im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten
Dienstag, 13. März 2018, Bern
Kinder und Jugendliche mit auffälligem und herausforderndem Verhalten bringen
Lehrpersonen und Schulen oft an ihre Grenzen. Wenn Lehrpersonen und Schulen
überfordert sind, drohen diese Schülerinnen und Schüler aus der Regelschule in andere Settings platziert zu werden. Das ist sowohl für die Lehrpersonen als auch die betroffenen Kinder und Jugendlichen eine schwierige und teilweise auch schmerzhafte Erfahrung. An dieser Tagung stellen wir Konzepte vor, die Schulen darin unterstützen, auch für Kinder mit schwierigem oder auffälligem Verhalten tragfähig zu werden.
Referate / Conférences
Effiziente Zusammenarbeit in der integrativen Schule. Modelle, Voraussetzungen, Erfolgsfaktoren und Nebeneffekte - Romain Lanners (Referat nicht öffentlich)
Handeln bevor's knallt. Wie Schulen erfolgreich mit herausforderndem Verhalten umgehen - Philippe Dietiker - Referat
Comportements difficiles. Pistes d‘intervention dans une école qui se veut inclusive / Herausforderndes Verhalten. Handlungsansätze einer Schule, die sich als inklusiv versteht - Patrick Bonvin - Referat (fr)
Tagessonderschule Intermezzo. Mehr als eine Zwischenlösung - Danny Koopman - Referat
Quelles réponses pour des élèves susceptibles de mettre l’école en crise? Deux exemples vaudois de modules d’activités temporaires et alternatives à la scolarité. / Module für temporäre Aktivitäten als Alternative zur Schule – Zwei Beispiele aus dem Kanton Waadt - Team MATAS - Referat (fr)
Churermodell. Eine Unterrichtsanlage schafft neue Optionen im Umgang mit Heterogenität und verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern - Reto Thöny - Referat
Tagung Sonderpädagogik 2017
Inklusion, ja! Perspektive Berufsbildung
Freitag, 24. März 2017, Kulturcasino, Bern
Erst Schule, dann Ausbildung, dann Arbeit, dann lebenslanges Lernen – ein ganz normaler Weg, scheint es. Junge Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf werden heute im Regelfall integrativ / inklusiv geschult, dann folgt die inklusive Berufsausbildung, dann öffnet sich ein inklusiver Arbeitsmarkt… oder doch (noch) nicht?
An der Tagung vom 24. März 2017 wurde das Thema Inklusion in der Berufsbildung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: aus der Perspektive von Betroffenen, Begleitpersonen, Unternehmen, Invalidenversicherung und Berufsbildnern. Zudem wurden mögliche technologische und gesellschaftliche Entwicklungen des Arbeitsmarktes in der Zukunft reflektiert. Welche Chancen und Herausforderungen werden sich für die Inklusion ergeben? Welches Inklusionsverständnis setzt inklusive Berufsbildung voraus? Diese Fragen begleiteten die Teilnehmenden durch den Tag.
Referate
Pladoyer für Inklusion auch in der Berufsbildung. Konzeptionelle Überlegungen im Spiegel von Expertenmeinungen - Ruth Enggruber
Weiterentwicklung IV. Was können wir von der IV für sie tun, damit sie uns nicht brauchen? - Stefan Ritler
Die Arbeitswelt von 2035. Technologische und gesellschaftliche Trends
Jacub Samochowiec
Inklusive Berufsbildung unter besonderer Berücksichtigung berufsintegrativer Kompetenzen von Berufsbildenden - Silvia Pool-Maag
Firmen im Spannungsfeld von Wirtschaft und angepassten Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Das Beispiel asperger Ag - Susan Conza
Geschützer Arbeitsplatz im Betrieb, eine Alternative zur geschützten Werkstätte Laure Marcos und Raphaël Fridez
Coordinateur en insertion professionnelle: une formation innovante axée compétences - Jennifer Duperret und Sarah Urfer Nguyen
Tagung Sonderpädagogik 2016
Fachwissen - zur rechten Zeit am rechten Ort
Sonderpädagogische Institutionen haben eine besondere Verantwortung, die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen individuell in ihren Fähigkeiten, in ihrer Bildung und ihrer Selbständigkeit zu fördern. Um diese Aufgabe professionell zu tätigen, müssen die heilpädagogischen Lehrpersonen auf dem fachlich aktuellen Stand sein und bleiben. Sie sind auf einen raschen und unkomplizierten Zugang zu Fachwissen, zu Hilfsmitteln, zu Ideen und Handlungsstrategien angewiesen.
Wie wird dieses Fachwissens- und Kompetenzmanagement gefördert? In welcher Verantwortung stehen hier Institutionsleitende und Ausbildungsinstitutionen? Welche Herausforderungen stellen sich in der integrativen Schule? An der Tagung werden Wege zu einem guten Fachwissensmanagement erkundet und Beispiele aus der Praxis präsentiert.
Referate
Schulentwicklung im Kontext von Inklusion und Leistung – professionelle Herausforderungen und Unterstützungsmöglichkeiten für Lehrpersonen
Tanja Sturm
Aufgaben und Kompetenzen von Schulischen Heilpädagogen/innen in der inklusiven Schule. Schnittstellen – Kooperationen
Josef Steppacher
Schürmatt-Akademie und mehr. Die lernende Organisation Stiftung Schürmatt in der Praxis
Werner Sprenger
Professionalisation et gestion des connaissances: L`exemple du CPHV (Professionalisierung und Fachwissensmanagement: Beispiel des Pädagogischen Zentrums für Kinder mit Sehbehinderungen CPHV Lausanne)
Frédéric Schütz
«Tanne-Grundkompetenz» – Wie die Schweizerische Stiftung für Taubblinde ihre Fachkompetenz erhält, entwickelt und vermittelt
Mirko Baur
Kompetenzmanagement in der Integrativen Sonderschulung
Daniela Dittli
Tagung Sonderpädagogik 2015
Wenn Kinder Grenzen sprengen – Der Umgang von Profis mit Macht und Ohnmacht
Wir stellen fest: Kinder und Jugendliche in Schulen – auch in Sonderschulen – zeigen häufiger auffälliges Verhalten. Sie «stören» die Abläufe und bringen Institutionen an ihre Grenzen. Wie können wir dieses herausfordernde Verhalten verstehen, wie ihm begegnen? Unsere Welt verändert sich ständig, wobei die Geschwindigkeit der Veränderungen zunimmt. Das schafft Orientierungslosigkeit. Wie können wir Menschen da noch mithalten? Wie schaffen wir Normen und Werte um uns immer wieder neu zu orientieren? Und was geschieht mit unseren Kindern in diesem turbulenten Prozess?
Ist es diese Orientierungslosigkeit, die Kinder und Jugendliche dazu bringt, uns Erwachsene Grenzen erfahren zu lassen? Die Institutionen sind gefordert, indem sie immer wieder neue Wege suchen und Massnahmen erarbeiten müssen. Partnerschaftliche, offene Zusammenarbeit mit Menschen führt immer wieder zu Grenzerfahrungen. Dabei ist gar nicht immer klar, wer für die Grenze verantwortlich ist: Ist es das Verhalten eines Menschen, das so stark herausfordert, dass wir keine Antwort mehr darauf haben? Oder ist es unsere eigene Fähigkeit, unsere Erwartung und Forderung, die dem anderen Menschen nicht entspricht und ihn an seine Grenze führt?
Wir wollen mehr darüber wissen, was in unserer Gesellschaft passiert, dass so viele Kinder, auch Kinder mit Behinderungen, uns Fachpersonen an Grenzen bringen. Wie ist das neurologisch zu erklären? An welche Grenzen führen uns die Kinder und Jugendlichen? Wie können wir sinnvolle Grenzen erkennen und diese auch setzen? Grenzen setzen, auch vorübergehende Versetzung der Kinder in ein anderes Setting, heisst nicht, die Verantwortung abgeben! Anhand konkreter Beispiele wollen wir erfahren, wie Sonderschulen mit Kindern und Jugendlichen mit aggressivem oder schwierigem Verhalten umgehen. Uns interessiert, welche Rolle die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden spielen und was die Vernetzung der Sonderschulen für positive Effekte für den Umgang mit auffälligem Verhalten haben könnte.
Referate
Transformation de notre société Conséquences sur la pédagogie spécialisée
Jean-Paul Gaillard
Wann ist Lernverhalten auffällig?
Elsbeth Stern
Aggressives Verhalten von Schülerinnen und Schülern in institutionellen Kontexten
Alexander Wettstein
Bündner Standard – ein Instrument zum Umgang mit Grenzen … und seine Nebenwirkungen
Martin Bässler und Jörg Leeners
Ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe! Instrumente zum Umgang mit Tragfähigkeit
Jean-Daniel Bloch
Schnittstellen KESB – Sonderschulen
Sven Coljin
Das Helfersystem des Kantons Wallis im Rahmen der Verhaltensauffälligkeiten von Schülerinnen und Schülern. Entstehungsgeschichte, Bilanz und Ausblick
Marcel Blumenthal
Tagung Sonderpädagogik 2014
Integration behindert. Wie die Ressourcensteuerung die Integration beeinflusst
Die Zahl von Sonderschulmassnahmen nimmt in der Schweiz im Verhältnis zur gesamten Anzahl Schülerinnen und Schüler stetig zu. So hat sich zum Beispiel in der Stadt Zürich die Anzahl der Kinder, die mit der Diagnose «geistige Behinderung» von der Sonderschule betreut werden, in den vergangenen fünf Jahren vervierfacht, bei nahezu gleich bleibenden Gesamtzahlen. Auch der Anteil an ambulanten heilpädagogischen Massnahmen zur Stützung der Regelschule hat zugenommen.
Viele Schulleitungen stehen vor dem Dilemma, eine integrative Schulform aufzubauen und gleichzeitig, um dieses Ziel zu erreichen, Kinder als behindert stigmatisieren zu müssen. Diese Tendenz lässt aufhorchen und Fragen stellen: Ist die Diagnostik für sonderpädagogische Massnahmen in der Krise? Sind die zuständigen Stellen nicht mehr fähig, Menschen mit und ohne Behinderungen zu unterscheiden?
Die Diagnostik löst durch die Definition einer Sonderschulbedürftigkeit nicht nur besondere Massnahmen für einzelne Schülerinnen und Schüler aus, sondern lässt auch Ressourcen aus einem anderen, besonderen Ressourcentopf in die Schule fliessen. So hat die Diagnosestellung durch die Einführung der Integrierten Sonderschulung eine neue Funktion bekommen: Sie kann der Regelschule zu zusätzlichen Ressourcen verhelfen.
Der Entscheid auf politischer Ebene, Integration umzusetzen, ist eigentlich klar: Sonder- und Regelschule sollen partnerschaftlich zusammenarbeiten, Regel und Sonderschulpädagogik sollen sich ergänzen. In der zunehmenden Zusammenarbeit von Regel- und Sonderschule dürfen und sollen auch hergebrachte Organisations- und Finanzierungswege hinterfragt und neue Modelle gedacht werden. Dabei stellen sich ganz besonders zwei Fragen: Ist eine Verknüpfung von Diagnostik mit der Ressourcenzuweisung in der heutigen Schullandschaft sinnvoll? Soll die Heilpädagogik, insbesondere die Sonderschulung, ein eigenständiges Dasein pflegen und der Regelpädagogik und der Regelschulung gegenüber stehen? Oder gilt es, auch Möglichkeiten zu suchen, wie die Heilpädagogik, die Sonderschulung Teil einer starken und tragfähigen Schule für alle wird?
Referate
Roland Reichenbach
Im Schatten eines Ideals – Motive, Rhetorik und Fragen der Intergrationspädagogik
Beatrice Kronenberg
Steuerung und Diagnostik der Sonderpädagogik vor und nach Inkraftsetzung der NFA
Alexandra Schubert
Umsetzung SAV in den Kantonen am Beispiel AR und Ostschweiz
Julia Rennenkampff
Finanzsteuerung in der Stadt Zürich: Ökonomische und pädagogische Sichtweise – Übereinstimmung oder Widerspruch?
Jean-Daniel Nordmann
Je suis normal mais je me soigne …! Une réflexion sur la normalité et ses critères
Tagung Sonderpädagogik 2013
Eine Schule für Alle – ein Lehrplan für Alle?
Ist die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und Verhaltensschwierigkeiten in die Regelschule ein Erfolgsmodell ist oder ist sie gescheitert? Die Schule übernimmt grundsätzlich, als Spiegel von gesellschaftlichen Regeln, eine selektierende Funktion, indem Schülerinnen und Schüler in ihren Leistungen bewertet werden und so bestimmte Schulstufen erreichen können oder eben nicht. In den Haltungen von Lehrpersonen, SchulleiterInnen, Schulbehörden, PolitikerInnen sowie Eltern ist das Modell der Separation tief verankert.
Strukturen wie zum Beispiel die Finanzierungsmodalitäten der besonderen Schulung oder die Leitbilder der Regelschulung sind einer integrativen Praxis noch nicht angepasst. Das erschwert es den Lehrpersonen, Schulleitungen und Schulbehörden im Alltag integrativ zu denken und zu handeln.
Die Erarbeitung eines neuen Lehrplanes könnte die Chance sein, integratives Denken in den Schulstrukturen festzulegen. Aber packen Lehrplan 21, der in der Deutschschweiz zur Zeit erarbeitet wird, und der Plan d’études romand (PER), der in der Romandie bereits in Kraft ist, diese Chance?
An unserer Tagung erfahren wir, was auf der strategischen Ebene angedacht wurde, wie der Lehrplan der Romandie in der Praxis wirkt, was im Lehrplan 21 der Deutschschweiz stehen wird und wie er erarbeitet wurde. Auch auf die Frage des Widerspruchs zwischen curricularem und entwicklungslogischem (also von der individuellen Entwicklung des Kindes ausgehenden) Denken wird eingegangen.
Für die Umsetzung im Schulalltag sind die Anforderungen an die Lehrpersonen entscheidend. Präsentiert wird eine Kompetenzskala, welche die speziellen Förderziele von SchülerInnen mit Behinderungen standardisiert. Dann interessiert uns die Sichtweise und Haltung der SchulleiterInnen zum Lehrplan und dessen Umsetzung sowie zur Frage der Integration. Mit einem Beispiel aus der Praxis gelangen wir am Schluss der Tagung ins Konkrete!
Referate
HarmoS – Lehrplan Westschweiz – besonderer Bildungsbedarf: dasselbe Gefecht?
Olivier Marada
Im Zeichen der Kompetenzorientierung - Der Lehrplan 21 und seine Auswirkungen
auf die Sonderpädagogik
Walter Berger
Integration durch Zusammenarbeit im Unterricht - Anforderungen an einen Lehrplan und seine Umsetzung
Reto Luder
«Nun sag, wie hast du’s mit der Integration?» Eine Gretchenfrage an die Standards für
Lernen und Entwicklung
Christian Liesen
Zwischen Forderung und Überforderung - Gelingensbedingungen für die Integration
unter besonderer Berücksichtigung des Lehrplan 21
Bernard Gertsch
Der Lehrplan Westschweiz und die Sonderpädagogik - Mögliche Anpassungen?
Séverine Biselx Smith und José Barroso
Archiv
Sonderpädagogik