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Wir suchen: Kinder und Eltern für Online-Befragung im Forschungsprojekt «Wie erleben Kinder und Eltern den Kindesschutz?»

forschungsprojekt IKJ

Bildquelle: Forschungsprojekt_IKJ_1170895972Motortion_iStock_GettyImagesPlus
 

Kindesschutz gestern und heute

Das Forschungsprojekt «Wie erleben Kinder und Eltern den Kindesschutz?» läuft seit 2018 und wird im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 76 «Fürsorge und Zwang» von der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW und der Universität Genf durchgeführt. Eine historische Teilstudie untersucht, mit welchen Erfahrungen Fremdplatzierungen für Kinder im 20. Jahrhundert verbunden waren. Eine rechtliche Analyse fokussiert auf die Entwicklung der zivilrechtlichen Bestimmungen der letzten 150 Jahre, die – in grosser kantonaler Unterschiedlichkeit – die Wegnahme von Kindern aus ihren Familien umfassten.

Die empirische Studie nimmt die gegenwärtige Praxis zivilrechtlicher Kindesschutzverfahren und Interaktionen zwischen Kindern, Eltern und der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB in den Blick. Hier stehen die Erfahrungen von Kindern und Eltern im Vordergrund, und es wird analysiert, wie sie in den Begegnungen mit behördlichen Akteuren Autonomie, Integrität und insbesondere Partizipation erleben.

Wie erleben Kinder und Eltern das Kindesschutzverfahren?

Was passiert eigentlich in einem Kindesschutzverfahren und im Kontakt mit der KESB? Wird sie mir helfen oder einfach über meinen Kopf hinweg über mich und meine Familie entscheiden? Wie viel kann ich mitreden und inwiefern werde ich respektvoll behandelt?

Erste qualitative Studienergebnisse zeigen, dass sich viele Eltern und Kinder beim ersten Kontakt mit der KESB solche Fragen stellen. Im Rahmen der Studie waren wir in der Romandie und der Deutschschweiz in vier KESB/Familiengerichten bei Anhörungen dabei und haben vertiefende Interviews mit Jugendlichen, Eltern und KESB-Mitarbeitenden geführt. Dabei wurde deutlich, dass es grosse Unterschiede darin gibt, wie Eltern, Kinder und Jugendliche den Kontakt mit den Behördenvertreterinnen und -vertretern erleben.

In ihrer Integrität und Autonomie fühlen sich Eltern dann respektiert, wenn sie genügend und vor allem verständliche Informationen zum Verfahren und zu ihren Rechten erhalten und die KESB als unterstützend und verlässlich wahrnehmen. Um einen als partizipativ wahrgenommenen Prozess zu durchlaufen, ist für die Familien zudem wichtig, inwieweit sie an der Verlaufsgestaltung der verschiedenen Verfahrensschritte beteiligt sind und ob aus ihrer Sicht genügend auf ihre Problemsicht eingegangen wird.

Aspekte der Kommunikation und Beziehungsgestaltung zwischen Familien und Fachpersonen aus der KESB spielen für das Erleben des Verfahrens ebenfalls eine wichtige Rolle. So empfinden viele Eltern Angst oder Scham und scheuen sich, über familiäre Probleme zu sprechen. Bei Kindern fiel der Aspekt des persönlichen Kontakts und einer vertrauensvollen Kommunikation mit zuständigen Fachpersonen besonders ins Gewicht.

Begegnungen zwischen Familien und Behörden: Kinder und Eltern für Online-Befragung gesucht!

Um diese Ergebnisse zu ergänzen, zu differenzieren und quantitativ breiter abzustützen, suchen wir aktuell bis Ende März 2022 Kinder (ab 10 Jahren) und Eltern, die in den letzten zwei Jahren in einem zivilrechtlichen Kindesschutzverfahren waren, zur Teilnahme an einer anonymen Online-Befragung. Es wird ausschliesslich nach den Erfahrungen und der Einschätzung des Kindesschutzverfahrens gefragt, nicht nach dessen Ursachen oder den dahinterliegenden familiären Problematiken.

Um Kinder und Eltern sowie Fachleute aus dem Kindesschutz für eine Teilnahme anzufragen und zu motivieren, sind wir auf die Unterstützung von Praxisorganisationen und Fachleuten im Feld angewiesen. Kennen Sie solche Kinder und Eltern? Gerne schicken wir Ihnen den Informationsflyer in Papierform mit den Zugangsdaten zu, den Sie Kindern und Eltern weiterleiten oder verschicken können.

Ausblick

Ziel der Studie ist es, Wissen dazu zu generieren, wo der Schweizer Kindesschutz im Hinblick auf die Beteiligung von Eltern und Kindern steht. Die Ergebnisse sollen der wissenschaftlichen Debatte neue Impulse geben und in der Praxis dazu beitragen, die Aufmerksamkeit der Kindesschutzbehörden auf Bedingungen zu lenken, die Kinder und Eltern Partizipation ermöglichen. Aus den Ergebnissen werden 2023 Empfehlungen abgleitet, die Akteure im zivilrechtlichen Kindesschutz darin unterstützen, den hierzu notwendigen Rahmen zu schaffen.

Projektinformationen

Download Flyer (PDF)

Beschreibung Projekt

Kontakt, Bestellung Flyer in Papierform:

Dr. Brigitte Müller, Institut Kinder- und Jugendhilfe, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Forschungsteam

Aline Schoch, Dr. Brigitte Müller, Prof. Dr. Kay Biesel, Prof. Dr. Stefan Schnurr; Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, Institut Kinder- und Jugendhilfe

Dr. Gaëlle Aeby, Prof. Dr. Michelle Cottier, Mathilde Etienne; Faculté de droit, Centre d'étude, de technique et d'évaluation législatives, Université de Genève

Dr. Gaëlle Sauthier, Prof. Dr. Philip D. Jaffé; Centre interfacultaire en droits de l'enfant, Université de Genève

Dr. Loretta Seglias, Historikerin