#ungefiltert – Mein Corona-Jahr 2020
Wenn wir jungen Menschen eine Stimme geben, erfahren wir nicht nur was ihre Meinungen, Wünsche und Ansichten sind, sondern auch welche Lebenswelt sie bestreiten. Die Schule Friedheim im Kanton Zürich hat diesen Anspruch ernst genommen und eine Jugendliche nach ihrer Sicht zum Corona-Jahr 2020 befragt. #ungefiltert berichtet A., 16 Jahre, von ihren Gedanken zu Menschlichkeit, ihrem Umgang mit Rückschlägen und ihren Räumen des Ausgleiches:
Was hat mich am Corona-Jahr 2020 gestört und was hat mir gefehlt?
Was mir am meisten gefehlt und gestört hat an der Corona-Zeit, waren die sozialen Kontakte, die verringert und eingeschränkt wurden. Vereine zu schliessen war sehr heftig für mich, so hatte ich absolut keinen Kontakt mehr und keine Bewegung. Beides ist sehr wichtig für mich. Meine Freunde nicht zu sehen, war wirklich das Schwerste an allem. Das Maskentragen, das Schliessen von allen Läden war zwar doof, aber lange nicht so schlimm. Ein Mensch braucht Kontakte, egal wie. Es muss eine Interaktion zu anderen bestehen, denn der Mensch ist ein Herdentier und ihm das wegzunehmen, kam mir vor, als würde man mir einen Teil meiner Menschlichkeit wegnehmen. Ausserdem war es nicht klug, die Schulen zu schliessen, denn ich habe in dieser Zeit nicht viel gelernt und jetzt eine noch grössere Lücke als zuvor. Allerdings habe ich in der Zeit des Lockdowns viele Sachen erledigt, die ich immer schon machen wollte. Ich habe begonnen, für mich selbst Sport zu machen. Ich habe angefangen, mit Acrylfarbe Bilder zu malen und vieles andere ebenfalls.
Wie hat sich das Corona-Jahr 2020 auf meine Schulzeit ausgewirkt?
Das Jahr 2020 hat meine Schulzeit stark verändert. Ich habe gelernt, für mich etwas zu tun und aus mir selbst Motivation zu ziehen. Ich habe zwar schulisch nicht viel mitbekommen, dennoch habe ich für mich wichtige Sachen erreicht. Ich habe gelernt, dass alles, was ich tue, ich für mich mache und für niemanden anderes. Daher akzeptierte ich auch, dass ich unter anderem wegen Corona die zweite Oberstufe wiederholen musste.
Was hat mich in dieser Zeit gestärkt?
Es ist schwer zu sagen was mir gefallen hat. Grundsätzlich war es kein grossartiges Jahr. Aber ich habe trotzdem viele schöne Momente erlebt. Wie bereits gesagt, habe ich vieles für mich erreichen können durch diese spezielle Situation, obwohl ich eingeschränkt war. Ich glaube, ich wurde disziplinierter, etwas organisierter und kann mich besser als früher an Strukturen und Regeln halten. Wenn ich keine Strukturen habe, dann fange ich an zu «schwimmen». In diesem ausserordentlichen Jahr habe ich mir sehr grosse Mühe gegeben, mir selbst etwas Struktur in mein Leben zu bringen.
A., Schülerin, 16 Jahre