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Welche Bedeutung haben Diagnosen und Abklärungen für betroffene junge Menschen?

Fachinput www.WiF.swiss.
Von Stefan Eberitzsch & Samuel Keller, ZHAW Soziale Arbeit

Fallabklärung und soziale Diagnose sind wichtige Leistungen im Feld der Kinder- und Jugendhilfe. Um diese professionell umzusetzen ist – neben einer Reihe weiterer Punkte – zu bedenken, dass diesen Zuschreibungen eine hohe Bedeutung für das Selbstbild der betroffenen jungen Menschen und deren Bezugssystem zukommt. Auf WiF.swiss finden sich Reflexionsfragen, die zum professionellen Umgang mit Abklärungs- und Diagnoseergebnissen anregen.

Partizipation - auch im Abklärungsprozess

Erkenntnisse und Ergebnisse aus Diagnostik und Abklärungen stellen notwendige Grundlagen zur Entscheidungsfindung dar, konfrontieren junge Menschen und ihre Bezugssysteme jedoch immer auch mit Zuschreibungen durch Fachpersonen. Denn die jeweilige Lebenssituation wird aus deren Perspektive verschriftlicht und einzelne Punkte werden dabei hervorgehoben. Die Ergebnisse von Diagnostik und Abklärung können gerade im Feld der Kinder- und Jugendhilfe mit weitreichenden, realen Konsequenzen verbunden sein. Wichtig für angemessene Diagnostik und Abklärung ist daher nicht nur die fachliche Ausrichtung der Methoden und Instrumente. Entscheidend ist auch, ob und wie die jungen Menschen und ihre Bezugssysteme bis zum feststehenden Ergebnis die Möglichkeit hatten, sich zu beteiligen, Vorgehen und Bedeutung nachzuvollziehen und Konsequenzen abzuschätzen.

Vermitteln von Ergebnissen

Die Vermittlung von Ergebnissen und Erkenntnissen aus Diagnostik und Abklärungsprozessen kann bei den davon betroffenen Menschen unterschiedliche Reaktionen und Gefühle hervorrufen. Wie sich in der Praxis zeigt, reichen die Reaktionen von einen konstruktiven Umgang bishin zu Angst und Verärgerung oder auch Rückzug. Ein gelingendes Vermitteln von Diagnosen und Abklärungsberichten zeichnet sich folglich dadurch aus, dass sie jungen Menschen und ihren Bezugssystemen Wiedererkennung oder sogar neue Deutungen ihrer Situation ermöglichen. Insofern wirkt bereits der Prozess von Abklärung und Diagnostik als Anstoss zur Selbstreflexion für die Betroffenen. Eine solche Reflexion kann auch - wie oben angedeutet - intensive Gefühle auslösen und braucht daher eine qualifizierte Begleitung.

Im besten Fall führen Abklärung und Diagnose zu einer Klärung und einer Art Wiedererkennung der eigenen Lebenssituation durch Betroffene. Insofern stellt die Begleitung auch eine wichtige Grundlage dar, damit die Betroffenen sich auf eine Mitgestaltung der weiteren Schritte im Hilfeprozess einlassen können. Inwiefern und wie das möglich ist, hängt stark von der Ausgestaltung der unterschiedlichen Phasen und der gewählten Diagnostik und Abklärung im Prozess ab.

Anstösse zur Selbstreflexion für Fachpersonen

Im Rahmen der Wissenslandschaft Fremdplatzierung - www.WiF.swiss haben sich Fachpersonen aus Praxis und Forschung intensiv mit den Wirkungen von Diagnosen und Abklärungen auseinandergesetzt. Als Ergebnis dieses intensiven Dialogs entstand u.a eine Reihe von Reflexionsfragen zu den Phasen Erhebung, Verschriftlichung und Vermittlung von Diagnose- und Abklärungsberichten. Diese sind auf WiF.swiss aufrufbar. Damit sind Fachpersonen und Institutionen über den Weg der Selbstbewertung eingeladen sich mit deren Bedeutung für die Betroffenen auseinanderzusetzen.
Die Selbstbewertung stellt einen guten Ausgangspunkt für die Qualitätsentwicklung von Abklärungen und Diagnosen dar. Gerne berät das WiF-Team, bestehend aus Fachpersonen der ZHAW Soziale Arbeit und Integras, wenn ein Entwicklungsprojekt angestrebt wird.

» zu den Reflexionsfragen

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