Die «Groupe des délégué·e·s des droits de l’enfant» im Interview
Die Delegiertengruppe für Kinderrechte setzt sich aus Sozialpädagog*innen, die in Institutionen für fremdplatzierte Kinder und Jugendliche in der Romandie arbeiten, zusammen. Ziel der Gruppe ist es, die Kinderrechte im Alltag zu fördern. Dafür tauscht sich die Gruppe über geeignete Werkzeuge aus und analysiert die sozialpädagogische Alltagspraxis. Die Kinderrechte und deren Förderung sind Dreh- und Angelpunkt der Arbeit der Gruppe.
Gegründet wurde die Delegiertengruppe aus der Erkenntnis heraus, dass es keine Plattform für den interinstitutionellen Austausch zwischen Sozialpädagog*innen mehr gab. Deshalb wurde auf Initiative der Westschweizer Gruppe für Kinderrechte (Groupe romand des droits de l’enfant) und mit der Unterstützung von Integras im Jahr 2021 die Delegiertengruppe für Kinderrechte geschaffen. Darin arbeiten Sozialpädagog*innen aus mehreren Institutionen aus der Romandie zusammen. Aktuell sind die Kantone Wallis, Genf, Neuenburg, Jura und Waadt vertreten. Integras hat in der Person der Verantwortlichen für die lateinische Schweiz ebenfalls Einsitz in der Gruppe.
Die Delegierten treffen sich vier Mal im Verlauf eines Schuljahres. Wenn möglich, wird eines der Treffen in einer der vertretenen Institutionen durchgeführt. Dabei erfolgt in der Regel eine Besichtigung der Institution, danach wird ein Werkzeug zur Förderung der Kinderrechte vorgestellt und schliesslich eine oder mehrere konkrete Situationen in Zusammenhang mit dem Thema Kinderrechte präsentiert, die dann in Form einer Intervision zwischen Fachpersonen diskutiert werden können. Ziel ist es, dass jedes Gruppenmitglied mit neuen Werkzeugen, neuen Praktiken und neuen Ideen für eine noch bessere Förderung der Kinderrechte in seine Institution zurückkehren kann.
Sie finden nachfolgend die «Gazette des délégué·e·s DDE», in der die Resultate der Arbeit der Gruppe von 2021 bis heute zusammengefasst sind. Viel Vergnügen beim Lesen!
Delegiertengruppe für Kinderrechte
- Elodie Mottier, Fondation Borel (NE)
- Oana Tibucanu und David Osti, Foyer de Salvan - Agapé (GE)
- Gaetan Bieler, CEP Courtelary (JU)
- Luc Lambert, Association Sainte Famille (VD)
- Nathalie Carron, Cité Printemps (VS)
- Séphora Neto de Lima, La Batoude - Fondation Carrefour (NE)
- Jessica Pierobon, Integras
Erfahren Sie im Interview mit zwei Mitgliedern mehr über die Arbeit der Gruppe
Die Sozialpädagog*innen Nathalie Carron von der Stiftung Cité Printemps (VS) und Luc Lambert vom Foyer Sainte Famille (VD) berichten uns von ihren Erfahrungen in der Delegiertengruppe für Kinderrechte.
Welche Bedeutung hat für Sie die Delegiertengruppe?
Nathalie: «Die Gruppe ist für mich ein Ort des Austauschs von Ideen und Ressourcen sowie des gemeinsamen Nachdenkens über unsere fachliche Praxis. Sie vertritt einen auf die Person fokussierten Ansatz, in dem gleichzeitig die Entwicklung der Person wie auch ihre Bedürfnisse respektiert werden. Persönlich kann ich in der Gruppe über gewisse eigene Praktiken nachdenken und andere Ansätze kennenlernen.»
Welche Diskussionen und Praktiken in Zusammenhang mit den Kinderrechten waren speziell hilfreich für Ihre alltägliche Arbeit mit den Kindern?
Luc: «Jenseits einer simplen Aufzählung von Beispielen denke ich hier vor allem an den Austausch über unsere Erfahrungen und interinstitutionellen Praktiken zum Thema Kinderrechte. In der Gruppe finden wir einen Rahmen, in dem wir gemeinsame Problembereich herausarbeiten und über versuchte Lösungsansätze und noch nicht gegangene Wege diskutieren können. Dies erlaubt eine präventive und sehr bereichernde Reflektion. Es muss aber auch gesagt werden, dass in unseren Westschweizer Institutionen bereits jetzt zahlreiche bonnes pratiques im Interesse der platzierten Kinder gelebt werden. Unser Austausch zu diesen Themen und die geteilten Erfahrungen können die Aufnahme- und Lebensbedingungen der Kinder in unseren Institutionen nur verbessern.»
Welche besonders wichtigen Momente haben Sie seit Ihrem Beitritt zur Gruppe erlebt?
Nathalie: «Ich schätze ganz speziell die Besuche in den anderen Institutionen, wo wir die dortige Arbeitsweise kennenlernen können. Natürlich sind die uns präsentierten Angebote stets ungefähr gleich ausgerichtet, sie werden aber in sehr unterschiedlichen Kontexten praktiziert. Es besteht eine grosse Bandbreite zwischen dem kleinen Foyer Sainte Famille über das Foyer de Salvan bis zur Fondation Borel. Die Besuche haben mich für die wichtige Rolle des Ortes für Inklusion, Innovation und Ressourcenzugang sensibilisiert.»
Was wünschen Sie sich für die Gruppe?
Luc: «Ich wünsche mir, dass wir diesen ressourcenorientierten Raum des Austauschs zwischen Fachpersonen weiterentwickeln können. Das Kind anderer Menschen aufzunehmen, um es zu schützen, ist eine sehr heikle Aufgabe und wird dies immer bleiben. Der Austausch zwischen Erzieher*innen mit unterschiedlichen Hintergründen kann sich nur förderlich auswirken auf unsere Praxis der Betreuung und Versorgung der Kinder.»