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Hervé Boéchat ist seit Juni 2015 Secrétaire Romand bei Integras in Lausanne. Ein erster Rückblick.

Womit hast Du Dich in den ersten 100 Tagen am meisten beschäftigt resp. was war Dein Arbeitsschwerpunkt?

Da mein Dienstantritt mit dem Umzug des Bureau romand zeitlich zusammenfiel, war ich vor allem mit Fragen der Logistik beschäftigt. Nach meiner Installation habe ich die Sommerpause dazu genutzt, um mit den diversen Arbeitsbereichen von Integras Fühlung aufzunehmen und allmählich den Überblick darüber zu erhalten, welchen Platz ich einnehmen werde. Eigentlich nichts Originelles…

Hervé Boéchat

Geboren 1972 in Porrentruy (JU). Schulzeit im Jura, Jus-Studium an der Universität Neuenburg.

1998 Anwaltspatent Kt. Jura.

2000-2001 Einsätze für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Afghanistan und Süd-Sudan.

2002-2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesamt für Justiz als Verantwortlicher Bereich zivilrechtliche Kindes-entführungen und internationale Adoption.

2005 Master-Studiengang Kinderrechte IUKB.

2005-2015 Projektleiter Internationaler Sozialdienst.

Lebt in Glâne (FR), ist verheiratet und Vater eines 8-jährigen Sohnes.

Als Jurist arbeitetest Du vorher beim Internationalen Sozialdienst ISS mit dem Spezialgebiet Kinderrechte. Unterscheidet sich Dein jetziger Arbeitsalltag stark von Deiner früheren Tätigkeit?

Während der letzten zehn Jahre beim Internationalen Sozialdienst habe ich mich auf das Thema Schutz der Kinderrechte im Bereich internationale Adoption spezialisiert. Die Arbeit beinhaltete mehrere Aspekte: Begleitung der Herkunftsländer der Kinder bei der Durchführung von Verfahren, welche die Kinderrechte sowie ethische Grundsätze der Adoption respektieren, Ausbildung der Akteure in diesen Ländern sowie im Adoptionsland, Informieren von Öffentlichkeit und Fachkreisen über Realitäten der Adoption, über damit verbundene Risiken und Auswirkungen im Falle von Missbräuchen, Entwicklung von Standards, die sowohl akzeptabel sind und akzeptiert werden können, Publikation von Studien und Grundlagenartikeln, usw.

Die «organische» Verbindung mit meiner neuen Funktion beruht natürlicherweise auf der Existenz der Endbegünstigten unseres Handelns, nämlich der Kinder und der Vertretung ihrer Rechte im Kontext der Entbehrung des familiären Herkunftsmilieus. Was die «funktionale» Verbindung betrifft, so wird diese anhand der in beiden Bereichen ähnlich gearteten Advocacyarbeit, Sensibilisierungs- und Informationstätigkeit weitergeführt.

Haben sich Deine Vorstellungen und Erwartungen erfüllt?

Meine ersten Eindrücke sind durchwegs positiv: Ich schätze es sehr, meinen Kompetenzbereich auf Gebiete ausdehnen zu können, die mich auf meinem bisherigen Weg weiterkommen lassen, und dies auf einer Handlungsebene, die mir entspricht. Mit grosser Freude stellte ich fest, dass ich mit sehr engagierten Spitzenfachleuten aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten werde. In den diversen Arbeitsgruppen herrscht ein ausgeprägter Leistungswille, was sehr motivierend wirkt.

Was hat Dich am meisten überrascht?

Für mich unerwartet war die sehr herzliche Aufnahme bei allen Vorständen, Tagungen, Fachgruppen und Versammlungen, an denen ich teilgenommen habe. Es ist ein echter Enthusiasmus wahrnehmbar, was ich als Arbeitsklima zu schätzen weiss.

Welche Themen und/oder Projekte bei Integras liegen Dir besonders am Herzen?

Aufgrund meiner bisherigen Laufbahn und meines Profils als «Anwalt» ist es wie jeher die Umsetzung der Kinderrechte, die mich motiviert. Mit diesem Thema habe ich mich in «Entwicklungsländern» oder sich «im Umbruch befindenden» Ländern stark beschäftigt, und deshalb ist es für mich natürlich eine neue Herausforderung, dieselbe Aufgabe in einem der privilegiertesten Länder der Welt anzugehen. Doch die Rechte bleiben dieselben und die letzten Empfehlungen des Ausschusses für Kinderrechte an die Schweiz zeigen, dass es noch einiges zu tun gibt.

Wo siehst Du Integras in 10 Jahren?

Ich wünsche mir, dass bei den Gleichungen «Kind + Institution + Bientraitance» oder «Kind + Sonderpädagogik + Inklusion» oder «Kind + Platzierung + Recht» die Antwort automatisch «Integras» lautet. Ich möchte, dass der Verband sich seine Geschichte und Expertise zunutze macht, um sein Engagement in den ihn betreffenden Berufsfeldern stärker zur Geltung zu bringen, und dies nicht nur auf der Ebene der (politischen und strukturellen) Führungsorgane, sondern ebenfalls auf der Ebene der «primär Begünstigten», nämlich der Kinder sowie der Fachleute, die sie betreuen.